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1.2 Erkennungsmerkmale einer Demenz

Der Hausschlüssel ist nicht auffindbar und der Name der Nachbarin will einem einfach nicht einfallen? Diese Gedächtnisprobleme kennt wohl jeder. Bei älteren Menschen treten sie, bedingt durch die physiologischen Alterungsprozesse, etwas häufiger auf. Diese leichte "Altersvergesslichkeit" ist jedoch normal.

Typische Merkmale der Demenzerkrankung sind ein Muster aus verschiedenen Symptomen. Es kommt zu Beeinträchtigungen, die das Erinnern, das Denken, die Sprache und die Orientierung betreffen. Auch Veränderungen des Sozialverhaltens und der Persönlichkeit können Symptome einer Demenz sein.

Mögliche Erkennungsmerkmale:
  • Vergesslichkeit, die akute Merkfähigkeit ist gestört
  • Wortfindungsstörungen
  • Konzentrationsprobleme
  • Orientierungsstörungen, beginnend mit Zeit und Ort
  • Stimmungsschwankungen und Antriebslosigkeit
  • geistige Unflexibilität, Veränderungen werden nicht mehr verkraftet
  • passive Planung (= Routine) alltäglicher Handlungen nicht mehr möglich
  • Änderung des Verhaltens und der Persönlichkeit (Aggressivität, Verlust der Empathiefähigkeit
  • diffuse Ängste
Als weitere Symptome können zum Beispiel Schlafstörungen und Störungen des Tag-Nacht-Rhythmus, Appetit- und Essstörungen sowie Schluckstörungen und speziell im späten Stadium auch Inkontinenz auftreten. Typisch ist auch, dass Demenzpatienten ruhelos umhergehen (sogenanntes "Wandering").

Demenz ist nicht gleich Demenz

Alzheimer-Demenz (häufigste Form der Demenzerkrankungen)

Die Alzheimer-Symptome treten typischerweise schleichend ein. Mit der Zeit verschlechtert sich der geistige und körperliche Zustand der Betroffenen. Der Krankheitsverlauf wird in drei Stadien unterteilt. Zu Beginn kommt es zu leichten Gedächtnisstörungen und ersten Orientierungsproblemen. Das Denkvermögen wird zunehmend beeinträchtigt und im Krankheitsverlauf kommen oft neue Symptome wie Orientierungslosigkeit und Sprachstörungen hinzu. Im späten Stadium ist der körperliche Verfall so weit fortgeschritten, dass die Betroffenen oft bettlägerig sind. Von Angehörigen und Pflegenden wird es oft als sehr belastend empfunden, dass sich häufig auch das Verhalten und das Wesen des Erkrankten verändern.

Alzheimer: Merkmale
  • schleichender Beginn
  • Symptome verschlechtern sich mit der Zeit, neue Symptome kommen hinzu
  • Störungen in folgenden Bereichen sind typisch: Kurzzeitgedächtnis, Merkfähigkeit, Orientierung (beginnend bei der zeitlichen Orientierung), schlussfolgerndes Denken, Wiedererkennen von Objekten, Begriffen sowie Menschen, Verlust der Sprache
  • Es kann auch zu möglichen Änderungen im Sozialverhalten und der Persönlichkeit kommen.
Vaskuläre Demenz

Bei den vaskulären (gefäßbedingten) Demenzen kommt es darauf an, welche Hirnregionen von der Durchblutungsstörung betroffen sind.
  • plötzlicher Beginn
  • oft sprunghafte Verschlechterung
  • Affektlabilität (psychischer Zustand, bei dem durch geringfügige Reize rasche und starke Schwankungen der Grundstimmung auftreten) mit vorübergehender Depression, unmotiviertes Weinen und/oder unbeherrschtes Lachen
  • vorübergehende Episoden von Bewusstseinstrübung oder Delir (oft durch weitere Infarkte bedingt)
  • zusätzliche Befunde: Bluthochdruck - Strömungsgeräusche über Carotiden (Halsschlagadern)
Wichtig! Einsichts- und Urteilsfähigkeit sowie Persönlichkeit können zunächst relativ gut erhalten bleiben.

Frontotemporale Demenz
(Demenz bei Pick-Krankheit)

Bei der frontotemporalen Demenz sind die Hirnbereiche betroffen, die für unsere Kritikfähigkeit, das soziale Miteinander und die Empathie zuständig sind. Infolgedessen fallen Menschen mit einer frontotemporalen Demenz durch unkritisches, unempathisches Sozialverhalten zunächst auf bei gut erhaltender Orientierung und Merkfähigkeit.

Frühes Stadium - Vergesslichkeit
  • Kurzzeitgedächtnis lässt nach
  • erste Wortfindungs- und Orientierungsprobleme
  • Probleme, komplexe Alltagsaufgaben (z. B. Regelung der Finanzen) alleine zu bewältigen
  • Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen
  • eigene Erkrankung wird bewusst wahrgenommen, auch verdrängt und verheimlicht
Mittleres Stadium - Deutliche Ausfälle
  • Langzeitgedächtnis geht zunehmend verloren
  • vermehrte Sprachstörungen und Orientierungslosigkeit
  • Verhaltensstörungen und Wesensänderungen (z. B. Unruhe, Rastlosigkeit, Gereiztheit)
  • alltägliche Verrichtungen fallen immer schwerer (z. B. Einkaufen, Erledigungen im Haushalt, Zubereitung von Mahlzeiten)
  • Stimmungsschwankungen
  • Es wird Hilfe beim Essen und Trinken benötigt (wird schlicht vergessen).
  • eigene Erkrankung wird kaum noch wahrgenommen
Spätes Stadium - Kontrollverlust
  • Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschwimmen
  • Alltagsaufgaben können nicht mehr alleine bewältigt werden
  • hochgradiger Abbau der kognitiven Fähigkeiten (Familienmitglieder werden z. B. nicht mehr erkannt)
  • Viele Betroffene stellen das Sprechen ein.
  • Teilnahmslosigkeit
  • Umherirren ("Wandering") nimmt zu
  • körperlicher Verfall bis hin zur Bettlägerigkeit
  • steigendes Infektionsrisiko
Die Symptome der Alzheimer-Demenz schreiten meist langsam fort, sodass die Übergänge zwischen den verschiedenen Demenz-Stadien fließend sind. Die Selbständigkeit der Betroffenen kann länger erhalten werden, wenn die Therapie der Erkrankung frühzeitig eingeleitet wird. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist, dass die Erkrankung in einem frühen Stadium erkannt wird.